Montag, 26. August 2013

15. Sonntag n. Pfingsten - Alleluia: Quoniam Deus

Dominica XV post Pentecosten


Alleluia (Ps. 94,3)
Alleluia, alleluia.
Fürwahr, der Herr ist der große König über alle Welt.
Alleluia.
 Zum Anhören des Videos von St Rene Goupil bitte diesen Link klicken.

Dieser frohe Text des Psalms spiegelt sich wieder in der jubelnden Melodie des Alleluia. Der für heutige Ohren an Dur-Tonarten erinnernde freudige Charakter des 7. Tones ist dafür verantwortlich.
Der in 3 Teilen aufgebaute Jubilus erinnert mich an die Trinität Gottes. Jeder Teil ist identisch im Tonumfang, hat ähnlich klingende Melismen und weist die 3 gleichen Schlusstöne auf.

Der Vers.
Die Größe Gottes versinnbildlicht der Gesang durch die wunderbaren Melismen auf „magnus“ und „Dominus“ am Anfang des Verses. „Magnus“ in der Höhe des Tenortons jubelnd. „Dominus“ zur Authentizität des Grundtones zurückkehrend und durch melodische Vielfalt gestaltet mit grossen Intervallen (blau umrahmt) zu Beginn des Wortes und enge von Ton zu Ton (rot) fortschreitende melodische Führung am Ende.
Der 2. Teil des Verses „et Rex magnus super omnem terram“ hat einen strukturell ähnlichen Aufbau, eine erhöhte Melodik bei "magnus" und die zum Grundton zurückkehrenden Wendungen bei „omnem“.
Das Schlusswort „terram“ umfasst nochmals die tonale Bandbreite, das dreimalige Repetieren des höchsten Tones wie schon im ersten „magnus“ und die an den Jubilus erinnernde Schlusswendung zum Grundton hin.
In den meisten Alleluiagesängen wird an der Stelle, wo das Solo endet und die Schola wieder komplett einsetzt nach dem Asteriscus (*) die Melodie des Jubilus nahezu identisch wiederholt. Dieser Gesang stellt hier mit einer eigenständigen Schlussformel eine Ausnahme dar, was aber in keinster Weise die Homogenität dieses Gesanges in Frage stellt. Der Übergang zum abschließenden Alleluia ist vollkommen harmonisch.

Thematik:
Das Alleluia besingt hier - nach der Betonung der Barmherzigkeit und Treue im Graduale - die Allmacht Gottes (siehe Schott) als Einstimmung auf das Evangelium mit der Erweckung des toten Jünglings in Naim, an dessen Ende das Volk Gott lobt mit den Worten: „Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden und Gott hat sein Volk heimgesucht.“
Im Schott wird auf die weiterführende Bedeutung dieses Evangeliums hingewiesen, das auch als Bild für viele durch schwere Sünde gestorbene Söhne der Mutter Kirche dient, die auf ebendiese Barmherzigkeit (Graduale) und Allmacht (Alleluia) Gottes zu ihrer Rettung angewiesen sind.

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15. Sonntag n. Pfingsten - Graduale: Bonum est

Dominica XV post Pentecosten

Graduale (Ps. 91, 2-3)
Gut ist es, den Herrn zu preisen
und Deines Namens Lob zu singen, Allerhöchster.
V.: Schon früh am Morgen Dein Erbarmen zu verkünden
und Deine Treue in der Nacht.

Zum Anhören des Videos von St. Rene Goupil bitte HIER klicken.

 Bonum est - Es ist gut - mit dieser simplen Feststellung beginnt das Graduale des 15. Sonntags nach Pfingsten. Dieses Selbstverständis wird in ruhigen gleichmäßigen Melismen zum Grundton hinunter geführt und am Ende dieser Eingangsfloskel sogar einen Ton darunter.
Wie sehr sich dieser Eingangsteil allein durch seinen tonalen Raum abhebt, erkennt man erst auf den 2. Blick, bzw man bemerkt es beim Singen. Der komplette restliche Gesang bewegt sich im im eigentlichen 5. Ton.
Es ist wie eine Art Luft holen für die folgende Erklärung:
Den Herrn zu preisen und Deinem Namen zu lobsingen, Allerhöchster
Dieser Teil spielt sich bis zum Wort Altissime (Allerhöchster) melodisch fast vollständig oberhalb den Tenors oder Rezitationstons ab. Charakteristisch wirken die fallenden Terzen zum tenor hin, ein Motiv, das ständig wiederkehrt auch in leicht abgewandelter Form. Bis auf die das Wort “tuo” bewegt sich die Melodie in einem engen 4-Tonraum, das sehr wohl die enge Beziehung des Beters zu Gott wiederspiegeln mag.
Trotz des begrenzten Tonraums setzt der Komponist eindeutige melodische Erkennungsmerkmale:
Bei “confiteri” und “et psallere nomini tuo” ist der Tenor der Ausgangspunkt jeder melodischen Bewegung (blau eingekreiste Töne). 


Wenn aber Gott direkt benannt wird (Domine, Altissime) führt die Melodie zum Tenorton hin, bildet der Tenorton, quasi den Auffangpunkt (rot eingekreiste Töne).

DenAbschluss bildet eine typische Schlussformel des 5. Tones, die am Ende, wenn die Schola nach dem solistischen Teil wieder einsetzt, noch einmal zu hören sein wird.

Ad annuntiandum mane – schon früh am morgen verkündige ich.
Das Wort mane wartet mit der gleichen Tonspitze wie altissime auf, den Beter erinnernd an die frühe Pflicht dem Höchsten gegenüber. Es beginnt mit ähnlichem musikalischen Motiv nur hier als Quarte fallend und – im Gegensatz zu Domine/Altissime - nicht mit dem Tenor als Zielton, sondern als Ausgangspunkt.
Misericordiam tuam - dein Erbarmen – zeigt melodisch eine noch engere Verknüpfung zum Tenorton, der nur ganz selten verlassen wird und den Eindruck des Flehens der betenden Seele erzeugt.

Et veritatem tuam per noctem - und deine Treue in der Nacht – führt den Gesang endlich zum Grundton zurück bevor die Schola am Asteriscus wieder einsetzt. 


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15. Sonntag n. Pfingsten - Introitus

Dominica XV post Pentecosten

15. Sonntag nach Pfingsten: Einführung

Christus steht an der Bare des Jünglings von Naim und erweckt diesen, wie er uns auch in der Taufe vom Tod erweckt. Trotzdem begegnet er auch vielen Söhnen der Mutter Kirche, die durch schwere Sünde geistig gestorben sind.
Ebendiese Mutter Kirche fleht daher im Introitus das Erbarmen Gottes an.
Dieses Thema wird fortgeführt in Oratio und Lesung: "Deine Kirche kann ohne Dich nicht bestehen; denn groß sind die Anforderungen, die das neue Leben an die Kinder der Kirche stellt".
Die daraus sich ableitenden Folgerungen werden im Graduale und Alleluia gezogen: "So ist die Kirche auf des Herrn Barmherzigkeit (Grad.) und Allmacht (All.) angewiesen.
Um Leben zu empfangen, gehen wir mit unserer hl. Kirche opfernd zum Altar (Offert.). Christus erneuert in unsrer Mitte seinen Kreuzestod und wendet uns dessen Früchte zu: unsterbliches Leben (Comm.)
(Quelle: Schott)

Im novus ordo wird dieser Introitus am 21. Sonntag im Jahreskreis gesungen.
Hier zum Vergleich die mystagogische Einführung von Hochwürden Gero Weishaupt:
(http://www.geroweishaupt.com/liturgie/novus-ordo/21-sonntag/)


21. Sonntag
Den Willen Gottes vollbringen und unser Streben richten auf das ewige Leben, wo die "wahren Freuden" sind, das fällt uns Menschen nicht leicht. Die "Unbeständigkeiten des Lebens", unsere Sünden und Schwächen hindern uns daran. Darum betet die Kirche am heutigen Sonntag mit den Worten des Psalmisten im Eröffnungsvers: "Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr, hilf deinem Knecht, der dir vertraut, sei mir gnädig, o Herr. Den ganzen Tag rufe ich zu dir."
 "Durch das Opfer seines Sohnes", das sich in dieser Feier auf dem Altar vollzieht, schenkt Gott uns "Frieden und Einheit", erweist er uns immer auf neue sein Erbarmen. Er verleiht uns im heiligen Sakrament die Kraft, nach seinem Willen zu leben.
Die mystagogische Einführung nimmt Bezug auf den Einleitungsvers, das Tages-, das Gaben- und das Schlussgebet. 

Es sind für mich Unterschiede erkennbar, aber das ist nicht mein Gebiet.

Introitus (Ps. 85 1 u. 2-3)
Herr, neige dein Ohr zu mir und erhöre mich;
Errette Deinen Diener, der auf dich hofft. mein Gott.
Erbarm dich meiner, o Herr, ich rufe zu Dir den ganzen Tag.
Vers (Ps. 85, 4)
Mach froh die Seele Deines Knechtes;
denn zu Dir, o Herr, erhebe ich meine Seele.
V.: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, 
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.


Zum Anhören des Gesangs von St. Rene Goupil bitte HIER klicken.

Der Gesang beginnt mit einer oft vorkommenden Anfangsmelodie, die charakteristisch ist für den 1. Ton (dorisch), siehe z.B. den Introitus "Rorate super de coeli" vom 4. Adventssonntag. 

Entsprechend der flehenden Grundstimmung des Psalms 85 werden die Töne auf "Domine", der Anrufung des Herrn in absteigender Melodie gedehnt. 


 (Inclina) aurem tuam ad me - wende dein Ohr mir zu - umspielt den Tenorton und erfleht die Zuwendung letztlich im ebenfalls gedehnten Binnenschluss "ad me", bevor der Gesang wieder zum Grundton zurückgeführt wird mit der Bitte "exaudi me" (erhöre mich).

Salvum fac servum tuum - in der Bitte errettet zu werden bewegt sich der Gesang wie in demütiger Haltung überwiegend unterhalb des Tenortons. Erst in der folgenden Anrufung des Herrn und dem Ausdruck der Hoffnung des Beters auf seinen Gott erhebt sich die Melodie kurz über den Tenor hinaus - Deus meus, sperantem in te. 

Vor allem bei "sperantem" - hoffend - ist eine sehr schöne, ebenmäßige musikalische Wendung zu hören. Ein Quilisma in der Mitte, umrahmt von je einem Pes (die Namen der entsprechenden Neumen) links und rechts, die beide gedehnt erklingen. Diese auf den ersten Blick unscheinbare Figur ist die Mitte des Gesang, vom Komponisten hervorgehoben, der wahre Antrieb des Beters: die Hoffnung auf den Herrn.



Miserere mihi Domine - Erneut beugt der Gesang sein Haupt, das Erbarmen des Herrn erbittend, um schliesslich endgültig auf die Knie zu fallen - quoniam ad te clamavi tota die (weil ich zu Dir rufe den ganzen Tag). 


Hier verlässt der Gesang den regulären Tonraum des ersten Tons und wechselt an sich in die Tonlage des zweiten Tons (Hypodorisch). 
Was für sich alleine ein Zufall sein könnte gewinnt an Bedeutung dadurch, dass dieser Kunstgriff auch im folgenden Propriumsgesang, im Graduale "Bonum est" angewandt wird zu Beginn (siehe entspr. Post zum 15. So. n. Pfingsten)
Warum kann ich hier einen Kniefall interpretieren?
Der Gregoriranische Choral ist vom Wesen her eine einfache Musik. Er will nicht verbergen, verklausulieren, sondern seine Anliegen frei zugänglich vortragen. Die Gesänge sind nicht lose zusammengestellt, sondern aufeinander abgestimmt, entsprechend ihrer Intention, nicht irgendeine musikalische Begleitung der Liturgie, sondern selbst gesungenes Gebet, gesungene Liturgie
 zu sein. Das musikalische "Niederknien" mag überinterpretiert wirken, aber ich denke nicht, dass ich damit allzuweit von der Intention des Komponisten entfernt bin.

Gesanglich ist dieses "quoniam ad te" relativ anspruchsvoll. Die Schola muss hier Zurückhaltung üben, darf die Töne nicht durch zuviel Bruststimme hervorpressen. Ich lass diese Stelle aus diesem Grund sehr flüssig, leicht beschleunigt singen um den Druck wegzunehmen. Zusätzlich achte ich darauf, dass bei den tiefen Tönen durchgängig eine "helle" Vokalaussprache erfolgt. 
Am Schluss des Introitus wird das Tempo wieder leicht zurückgenommen, der Gesang würdevoll ausklingen lassen, symbolisch im Sinne des Textes - tota die (den ganzen Tag). 

Graduale und Alleluia sind in den folgenden Posts beschrieben.
Zum Anhören des Offertoriums von St. Rene Goupil bitte HIER klicken.
Zum Anhören der Communio von St. Rene Goupil bitte HIER klicken.



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