Freitag, 25. November 2011

Alleluja: Ostende nobis - Erster Adventssonntag

Dominica Prima Adventus


In logischer Forführung aus dem Aufschauen der Seele zu Gott, dem Vertrauen darauf nicht enttäuscht zu werden, folgt die Bitte um das Erbarmen Gottes im Jubelruf des Alleluja.

Alleluja, alleluja.
(Ps. 84, 8)
Erzeige uns, o Herr, Deine Barmherzigkeit,
und schenke uns Dein Heil.
Alleluja

Zum Anhören einer Version benediktinischer Mönche auf der Seite www. sanctamissa.org bitte HIER klicken.

Der Gesang ist durch ständige Halbtonwechsel zwischen "b" und "h" und viele Intervalle im Terz-/Quart-Bereich melodisch sehr anspruchsvoll und technisch schwierig zu bewältigen. Zudem hat er nicht, wie die meisten Alleluiagesänge, am Ende des Versteils, wenn die Schola bei "da nobis" wieder einsetzt eine weitgehende Wiederholung der Alleluiamelodie. 


Der Anfang des Gesang bezieht seine Spannung durch den Beginn unterhalb des Grundtons, was vom Hören her zunächst eine andere Tonalität vermuten lässt. Doch mit Erreichen und Umspielen des Tenortons c und dem Ende auf dem Grundton werden Eigenschaften des 8. Tons hörbar. Diese tonale Spannung wird auch während des Versteils aufrechterhalten und prägt zusammen mit den Halbtonwechseln und dem kurzzeitigen Verlassen des hypomixolydischen Tonraums um einen Ton nach oben (bei misericordia & tuum) den Charakter des Gesangs.

Die Weite der göttlichen Barmherzigkeit ist wunderbar musikalisch vermittelt durch die tonale Amplitude (roter Strich) bei "misericordiam tuam". Die Spannung wird dadurch verstärkt, dass der Ton, mit dem diese Phrase beginnt, am Ende moduliert wird (blau ->grün eingerahmt).

Der gleiche Tonraum wird auch verwendet beim längsten Melisma auf "tuum" - und schenke uns dein Heil. Wie als Reminiszenz endet dieses Melisma auf der gleichen Tonstufe auf der das Alleluja beginnt.

Das "da nobis", die Stelle an der die Schola wieder einsetzt zeigt in 3 Abschnitten das Charakteristikum des Allelujas mit dem jeweiligen Beginn unterhalb des Grundtons (rot) und dem Ende auf dem Grundton (grün).
Auch die Halbtonmodulation ist hier nochmals zu sehen (blau).

just my 2 cents...



Donnerstag, 24. November 2011

Graduale: Universi - Erster Adventssonntag

Dominica Prima Adventus


Der Anfang des Psalms 24, der schon zum Introitus zu hören war, wird auch im Graduale verwendet, die Botschaft durch Wiederholung vertieft. Zum 3. Mal erscheint dieser Text dann zum Offertorium.

Graduale (Psalm 24, 3-4)
Herr, all die vielen, die auf dich warten,
werden nicht enttäuscht.
Vers: Herr, mach mir kund deine Wege
und lehre mich deine Pfade.

Zum Anhören einer Version benediktinischer Mönche auf der Seite www. sanctamissa.org bitte HIER klicken.

Der Gesang ist vor allem durch seinen großen Tonumfang für die Sänger nicht einfach zu bewältigen.
Strenggenommen steht der Beginn des Graduale bis zum solistisch gesungenen Vers eigentlich im 2. Ton. 

Musikalisch gelungen finde ich vor allem das "qui te expectant", das durch die Verlängerung der Neumen bildlich die Geduldsprobe zeigt, die der Gläubige in Erwartung der Ankunft des Erlösers auf sich nimmt.


Beim "Domine" muss die Schola die Atempause so kurz wie möglich halten vor dem abschliessenden Melisma, was nicht einfach ist, da der vorhergehende Teil, das "non confundentur" mit verlängertem Domine schon atemtechnisch sehr diszipliniertes Singen verlangt. Ich versuche das durch eine leichte Beschleunigung so einfach wie möglich zu halten für die Sänger.

Musikalischer Höhepunkt des Gesangs ist das große Melisma auf "Domine" im Versteil mit dem immer wiederkehrenden von oben mit einer Terz angesteuerten Tenorton. 

Diese Figur zeigt sich später noch zweimal bei "notas fac" und "mihi" (tu mir kund). Durch die hohe Melodieführung bei "notas fac" steigt der Tonumfang des Gesangs auf über 1 1/2 Oktaven, was - meine stimmlichen Möglichkeiten betreffend - zugegeben nicht leicht fällt.

Ab "et semitas tuas" wird der Gesang wieder in angenehmere tonale Regionen zum Grundton zurückgeführt. Bei "edoce me" stimmt die Schola wieder in den Gesang mit ein. Die Tonwiederholung bei "me" lasse ich deutlich absetzen, den 2. Ton etwas hervorheben um den Schluss des Gesangs ein klares rhythmisches Gerüst zu geben.

just my 2 cents...



Introitus: Ad te levavi - Erster Adventssonntag

Dominica Prima Adventus

(Quelle: Schott, Messbuch Mariawald)

Die Texte des 1. Adventssonntags weisen auf den Doppelcharakter des Advents hin:
Die Vorbereitung auf Weihnachten als Erinnerung an die erste Ankunft des Heilands in seiner Geburt aus Maria und die Vorbereitung auf seine zweite Ankunft zum letzten Gericht.
(Quelle: Schott)
Die Texte der Messliturgie fordern uns auf mit ganzem Herzen Gott hinzuwenden umbereit zu sein für die zweite Ankunft wie im Evangelium (Luk. 21 25-33) verkündet wird: Wenn nun das alles eintritt, dann schauet auf und erhebet euer Haupt, denn es naht eure Erlösung".
Dieses Aufschauen der Seele ist das Thema des Introitus.

(Psalm 24, 1-3)
Zu dir erhebe ich meine Seele;
mein Gott, auf dich vertraue ich.
Darum werde ich nicht erröten,
noch sollen meine Feinde mich verlachen.
Denn all die vielen, die auf Dich warten,
werden nicht enttäuscht.
Vers:(Ps. 24, 4)
Herr zeige mir Deine Wege
und lehr mich Deine Pfade.


Zum Anhören bei St. Rene Goupil bitte HIER klicken.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch eine andere Webseite vorzustellen.
www.sanctamissa.org, die HIER  eine umfangreiche Sammlung gregorianischer Gesänge im Kirchenjahr anbietet, gesungen von benediktinischen Mönchen aus Sao Paulo. Deren Live-Version des Introitus mit Orgelbegleitung kann man sich HIER anhören.
Leider verzichten beide Versionen auf das Gloria Patri.

Der Gesang steht im 8. Ton und bewegt sich in einem sehr engen Tonraum. Das untere Ende des 8. Tons wird lediglich in einer kurzen Note am Anfang berührt, dem "Ad te levavi".
Die für mich schönste musikalische Stelle folgt mit der Anrufung "Deus meus" und der Versicherung "in te confido" (auf dich vertraue ich), die fast demütig bittend klingt. Dies wird durch die melodische Tritonusspannung erreicht, zwischen "in te" (Töne unterstrichen) und "confido" (Kreis) mit verlängerter betonter Note.

Die beiden folgenden Stellen sind musikalisch sehr ähnlich. 

Charakteristisch sind die Repetitionen auf der 4. Stufe, die von der Schola ein rhythmisch sauber abgestimmtes Singen verlangen, um nicht "verwischt" zu klingen. Tonbildnerisch interessant ist, dass hier, bei den Aussagen des Psalmisten über sich selbst, am Ende jeder Phrase die Rückkehr zum Grundton steht, wie als Bestätigung des sicheren Fundaments, auf dem der Sänger sich fühlt in seinem Gottvertrauen.

Das "etenim universi, qui te expectant" (Denn all die vielen, die auf Dich warten) lasse ich etwas beschleunigt singen um die Ungeduld auf das Kommen des Erlösers interpretatorisch zu betonen.
Demgegenüber klingt das "non confundentur" ruhig aus mit dem verlängerten Torculus auf dem Grundton.

just my 2 cents...